MITGLIEDER

Text von:
Marlene Hachmeister

textbeitrag

als ich meine augen für einen moment öffne, ergreifen wellen der übelkeit von mir besitz. ich werde von ihnen in die tiefe gezogen, während der schmerz in mir aufbraust. sein tosen übertönt alles, was zu denken noch möglich wäre, die traurigkeit pfeift durch meinen kopf, scharf wie rasierklingen. als hätte sie eine unsichtbare wand durchschnitten, rinnen tränen aus meinen augen, und da ich mich zum selben zeitpunkt übergebe, vermischen sich die tränen mit meinem erbrochenen. das brausen wird lauter, alles schwankt, und ich halte mich mit meiner rechten hand am bettrahmen fest. als die wellen mich endlich ausspucken, fühle ich mich wie das gemisch aus körperflüssigkeiten, das sich mittlerweile gleichmässig auf mir und meinem bett verteilt hat. in einem ruhigen moment schliesse ich meine augen um die tränen aufzuhalten, und nachdem ich das getan habe wird es still, weil die bedingungslose finsternis, in der ich versinke, keine widersprüche zulässt.