MITTEILUNGEN

O f f e n e r  B r i e f

An den Generaldirektor des ORF Roland Weißmann
An die ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher

Betrifft: Die Zukunft von Ö1

Sehr geehrter Herr Generaldirektor,
sehr geehrte Frau Radiodirektorin!

Wir, die Unterzeichneten, fühlen uns verpflichtet, unserer großen Sorge über den derzeitigen und zukünftigen Zustand von Ö1 Ausdruck zu verleihen. Daher dieses Schreiben, welches wir als Hilfeschrei gegen die Demontage des Kultursenders Ö1 verstehen, weil wir uns verantwortlich fühlen, ob wir nun nicht mehr involviert sind oder weiterhin für Ö1 arbeiten.

Wir gehen davon aus, dass Einigkeit darüber besteht, Ö1 mit derzeit rund 800.000 Hörer/inne/n als den reichweitenstärksten und damit erfolgreichsten Kultursender Europas zu bezeichnen.

Ö1 war und ist ein Erfolgsmodell – und keinesfalls ein Sanierungsfall. Das hat in erster Linie mit dem Engagement, dem Können und Qualitätsbewusstsein seiner Mitarbeiter/innen zu tun, aber auch mit der Struktur und Organisationsform des Senders. Nun ist man im Begriff, Ö1 als eigenständige und funktionierende Organisationseinheit zu zerstören. Soweit bekannt ist, verfolgt die ORF-Geschäftsführung folgende Ziele:

Die einzelnen Ö1-Abteilungen, also Wissenschaft, Kultur, Musik und Religion werden (oder wurden) mit den entsprechenden Fernseh- und Onlineredaktionen zu jeweiligen multimedialen Clustern verschmolzen. Das klingt modern und chic, bedroht aber die Identität und Eigenständigkeit des (siehe oben) erfolgreichsten Kultursenders Europas.

Die Religionsabteilung von Ö1 wurde bereits vom großen Bruder Fernsehen inhaliert. Den Abteilungen Wissenschaft, Kultur und Musik steht eben dieses bevor. Die Leitung dieser neu geschaffenen multimedialen Cluster wird, wie man annehmen darf und muss, selten bis nie in die Hände die Hände von Radioleuten fallen. Obwohl Ö1 ein Vielfaches an Sendungen und an „Content“, um dieses für die Inhalte von Ö1 vollkommen unpassende Wort zu verwenden, produziert.

Es wäre naiv zu meinen, dass organisatorische Veränderungen dieser Art ohne Folgen blieben. Die geplanten Veränderungen kommen einer Auflösung der Identität von Ö1 gleich. Entscheidungen werden nicht mehr innerhalb des Senders, sondern in einem diffusen, fernsehdominierten ORF-Kontext gefällt werden. Es steht zu befürchten, dass eine Managementmode von gestern, die auf Schlagworte wie Synergie und Multimedialität setzt, die Zukunft von Ö1 ernsthaft gefährdet.

Das gebetsmühlenartige Gerede über die (viel zu hohen) Kosten von Ö1 ist lächerlich. Ja, Qualität kostet. Allerdings wenig im Vergleich zum großen Bruder Fernsehen. Sehr wenig sogar. Gleichzeitig wissen wir, dass Ö1 nachgerade billig ist im Vergleich zu den weit weniger erfolgreichen Kulturprogrammen der meisten anderen europäischen Länder. Ö1 wird mit der Begründung, das Unternehmen müsse sparen, seit Jahren personell und budgetär ausgehungert. Es wäre hoch an der Zeit, ein Bekenntnis abzulegen. Ein Bekenntnis für Qualität, für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Ö1 ist wichtig. Wichtiger denn je. Ö1 gehört daher nicht nur gehört, sondern auch gestützt und gefördert. Auf keinen Fall aber darf Ö1, wie beabsichtigt, filetiert und als organisatorische Einheit aufgelöst werden.

Wir, die Unterzeichneten, gehen nicht davon aus, dass von Seiten der ORF-Geschäftsführung die Absicht besteht, Ö1 bewusst zu beschädigen. Wir müssen allerdings davon ausgehen, dass fehlendes Wissen und vielleicht auch nicht genügendes Interesse ein Ergebnis zur Folge haben könnten, das definitiv nicht im Interesse des Unternehmens und schon gar nicht im Interesse des Publikums sein kann. Es ist müßig darauf hinzuweisen, dass Ö1 wie kaum ein anderer Teilbereich des ORF, den öffentlich-rechtlichen Status des Unternehmens legitimiert.

Vom herausragenden und leider zu früh verstorbenen Radiodirektor Gerhard Weis ist ein Merkspruch überliefert, den wir für bedenkenswert halten: „Ein Gramm Wissen ist wichtiger als ein Kilo Meinung!“ Derzeit scheint der Glaube vorzuherrschen, dass eine Tonne Meinung das Wissen vollkommen ersetzt. Wir verteidigen das Recht einer gar nicht so kleinen Minderheit auf ein Kulturprogramm, das sowohl wertkonservativ als auch weltoffen, unangepasst und liberal sein will und erfreulicherweise ein großes Publikum hat.

Wir wünschen uns von Herzen, dass das so bleibt.

Prof. Alfred Treiber
Ö1 Chef von 1995 bis 2010

Dr. Peter Klein                            
Ö1 Chef von 2014 bis 2019

Prof. Gerhard Ruiss
Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren

Ilse Kilic, jopa jotakin
Präsidentin und Geschäftsführung der Grazer Autorinnen Autorenversammlung

Patricia Brooks, Jörg Piringer, Doron Rabinovici
für den Vorstand der Grazer Autorinnen Autorenversammlung

und viele weitere
(26.01.2024)

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Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Christian Schiff,

der am 07. Jänner 2024 im 75. Lebensjahr verstorben ist.

Nachruf der KPÖ OÖ

Die Verabschiedung von Christian Schiff findet am Freitag, 26. Jänner 2024 um 14:00 Uhr am Friedhof in Gmunden statt. Aufbahrug vo 8:00 bis 14:00 Uhr.
(22.01.2024)

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Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Heinz Tesar,

der am 18. Jänner 2024 im 85. Lebensjahr verstorben ist.

Nachruf von Maik Novotny auf derstandard.at
(18.01.2024)

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Poesie ist kein Verbrechen!

Die Grazer Autorinnen Autorenversammluing (GAV), die Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren, der Österreichische PEN-Club, sowie der Literaturkreis Podium protestieren entschieden gegen die Verurteilung des russischen Dichters Artyom Kamardin. Dieser wurde wegen der Verlesung seines Gedichts „Töte mich, Milizionär“ in Moskau bei einer Kundgebung gegen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Wir solidarisieren uns mit ihm und seinem gleichzeitig verurteilten Kollegen Jegor Schtowba.

Wir fordern die sofortige Freilassung der beiden und eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe Kamardins gegen die russische Polizei: während des Verfahrens gab er an, bei der Festnahme vergewaltigt und gezwungen worden zu sein, ein Entschuldigungsvideo aufzunehmen.

Diese Protestnote erging an den Botschafter der Russischen Föderation in der Republik Österreich und an das Russische Kulturinstitut in Wien.
(16.01.2023)

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Die Grazer Autorinnen Autorenversammlung trauert um Hubert Christian Ehalt,

der am 27. Dezember 2023 im 75. Lebensjahr verstorben ist.

Nachruf von Annemarie Steidl und Margareth Lanzinger

Der Verstorbene wird auf dem Friedhof Mauer (1230 Wien, Friedensstraße 16) aufgebahrt. Die Beerdigung findet am 17. Jänner 2024, um 11:00 Uhr statt.
(04.01.2024)