Chronologie

Eine ausführliche Darstellung kann hier als PDF heruntergeladen werden.

1972
Ernst Jandl versucht, eine Reorganisation des österreichischen P.E.N.- Zentrums zu erreichen. Konkreter Anlass: Lernet-Holenia legt aus Protest gegen die Verleihung des Literaturnobelpreises an Heinrich Böll die Präsidentschaft des P.E.N.- Clubs Österreich zurück.

1973
In zwei Sitzungen versammeln sich 58 Autorinnen und Autoren im Grazer Forum Stadtpark. Sie stammen aus der „Wiener Gruppe“ und aus ihrem Umfeld, aus dem „Forum Stadtpark“, dazu kommen Exponenten des Wiener Aktionismus, im „Neuen Forum“ Aktive und der „Arbeitskreis österreichischer Literaturproduzenten“.

Entscheidung für eine feste Organisationsform, vorläufiger Name „Grazer Autorenversammlung“

Am 1.Mai wird vom Internationalen P.E.N. in Stockholm zum ersten Mal über das Aufnahmeansuchen der GAV diskutiert, aber die für eine Aufnahme nötige 2/3 Mehrheit nicht erreicht. Heinrich Böll empfiehlt einen zweiten Versuch.

1974   
Das zweite Aufnahmeansuchen bei der internationalen P.E.N.-Tagung in Ohrid, heute Mazedonien, scheitert mit 8:6 Stimmen bei 12 Enthaltungen. Eine zunehmend größere Zahl an GAV Mitgliedern hält eine Mitgliedschaft im Internationalen P.E.N. nicht für nötig.

Das „Situationskollektiv“ erarbeitet einen Problemkatalog zur Lage der Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Österreich.

Gegen Jahresende erste Austritte vor allem wegen der pragmatischen Ausrichtung auf die Vertretung materieller Interessen der Autorinnen und Autoren. Einige Gründungsmitglieder verlassen in den nächsten Jahren die GAV meist mit Hinweis auf Qualitätsverlust, die Entwicklung zu einer Massenorganisation wird bedauert.

Es wird die heute gültige Praxis begonnen, Ansuchen um Aufnahme in den Verein von einer Jury aus drei Personen prüfen zu lassen.

Für das Auftreten der GAV nach außen beginnt anlässlich der Generalversammlung in Linz die bis heute veranstaltete Form der Massenlesung. An einem Abend oder in einer Langen Nacht kann das Publikum zwanzig oder mehr unterschiedliche literarische Positionen hören.

1975
Die Unterschrift unter die P.E.N.-Charta ist keine Bedingung mehr für die Aufnahme in die GAV. Dafür gilt bis heute die Regelung, dass man nicht bei GAV und beim P.E.N.- Club Österreich gleichzeitig Mitglied sein kann. Diese Ausschlussregelung bringt manche Austritte, wobei wesentlich mehr Kolleginnen und Kollegen vom P.E.N. zur GAV wechseln als umgekehrt.

Da inzwischen die meisten Mitglieder in Wien leben, übersiedeln Sekretariat und Vorstandssitzungen nach Wien in die Gumpendorferstraße, von dort in die Schwertgasse.

1976   
Die Veranstaltungen der GAV bemühen sich auch um Grenzüberschreitungen, etwa Richtung Bildender Kunst in Zusammenarbeit mit der Galerie nächst St.Stefan, oder um gesellschaftskritische Ansätze, etwa mit dem Abend „Trara, Trara, die Hochkultur“.

Der nach wie vor aufflackernde „Kulturkampf“ bringt die GAV mehrfach dazu, für Mitglieder einzutreten. Angriffe auf den Steirischen Herbst und das Stück „Gespenster“ von Wolfgang Bauer haben praktisch zur Folge, dass in der GAV ein „Exekutivkomitee“ aus drei Personen eingerichtet wird, damit man für dringende Entscheidungen nicht bis zur nächsten Vorstandssitzung warten muss.

1980
In einem Aufruf an die Stadt Wien setzt sich die GAV für die Arenabewegung ein. Auseinandersetzungen mit ÖVP und FPÖ im Zusammenhang mit Angriffen auf den neuen Burgtheaterdirektor Achim Benning, oder als Reaktionen zur Entführung von Walter Palmers, wo „linken Kreisen“ Sympathisantentum vorgeworfen wird.

Protestschreiben und Resolutionen bis 1995 füllen im Archiv 3 Ordner. Meist geht es darum, die Freiheit der Kunst zu verteidigen.

1981   
Die GAV ist mit 341 Mitgliedern die größte Vereinigung von Autorinnen und Autoren in Österreich.

Der Schriftstellerkongress (6.- 8. März) versammelt an die 600 Autorinnen und Autoren, 300 Gäste und Journalisten im Wiener Rathaus. Schwerpunkte sind soziale Fragen. Man stellt einen ausgearbeiteten Gesetzesentwurf für eine Künstlersozialversicherung vor, es gibt Kritik am österreichischen Kulturservice und viele Forderungen an den ORF bezüglich der Honorare, Urheberrechtsfragen und dem geringen Anteil österreichischer Autorinnen und Autoren vor allem im Bereich Fernsehspiel. Auf diesem Kongress zeigen sich deutliche Differenzen zwischen Gewerkschaft und GAV.

Als direkte Folge wird die IGÖA weiter gestärkt, wobei die aus dem Situationskollektiv Delegierten der GAV, Gerhard Ruiss und Hannes Vyoral mit ihrer „Dokumentation zur Situation junger österreichischer Autoren“ als wesentlichste Antriebskräfte einer immer stärker gewerkschaftsähnlichen Interessengemeinschaft gelten können.

1983
Der mit 35 Personen sehr große Vorstand wird auf 20 verkleinert.

1985
Die GAV versucht neuerlich, das Mandat eines autonomen Zentrums innerhalb des Internationalen P.E.N. zu erreichen. Dieser Versuch wird mit dem Hinweis auf Satzungswidrigkeit abgewiesen. 1987 wird das Verbot einer Doppelmitgliedschaft bei GAV und P.E.N.- Club Österreich mit einer 2/3 Mehrheit von der Generalversammlung bestätigt.

Über mehrere Jahre große Bemühungen um Lesefahrten oder andere Austauschversuche Richtung UDSSR, CSSR, Polen, DDR, Irland, Frankreich, Ungarn, Jugoslawien, Litauen, später Slowakei und noch vieles mehr. Intensivere Kontakte mit der „Gruppe Olten“, Schweiz, und nach Nicaragua.

1986
Im Europaverlag erscheint das Buch „Unter dem Flammenbaum, Gedichte aus Nicaragua“, das Nachdichtungen von Gedichten nicaraguanischer Autoren durch Kolleginnen und Kollegen der GAV enthält. Der Verkaufserlös geht an den nicaraguanischen Schriftstellerverband.

Die GAV zählt bereits 400 Mitglieder. Ein Spendenkonto für akut in Notfälle geratene Mitglieder wird eingerichtet.

1987
Ernst Jandl legt die Präsidentschaft wegen Überlastung zurück.

1988
Das Sekretariat übersiedelt in die „Robert Musil Gedenkräume“ in der Rasumofskygasse.

1989   
Ein Teil des Vorstandes der GAV entscheidet, nicht als Veranstalter an einer Lesung von Texten Salman Rushdies teilzunehmen. Hauptveranstalter ist die Österreichische Hochschülerschaft. Wegen der kurzfristigen Einberufung der Sitzung fällt die Entscheidung unter Zeitdruck in einem sehr kleinen Kreis der Vorstandsmitglieder. Man wirft dem „Rumpfvorstand“ Wochen später, als die letzten Vorstandsmitglieder von der Angelegenheit erfahren, „politisches Harakiri“ vor.

Die Diskussion des Themas zeigt kein Verschulden von Einzelnen, sondern eine Mischung aus unglücklichen Zufällen, die zu einigen Austritten führenden, gegensätzlichen Positionen in der GAV und einem von der Presse verstärkten Skandal, weil aus der Entscheidung ein großer Verrat an Prinzipien gemacht wird, dem eindeutige Beschlüsse der GAV zum Fall Rushdie gänzlich widersprechen. Der Misstrauensantrag gegen den Vorstand wird im Verhältnis 1:5 abgelehnt. Andererseits gibt es eine fast einstimmige Entscheidung für Neuwahlen.

Die Urbefragung mit Hilfe des „Aktionsfragebogens“ ergibt, dass unter den Mitgliedern der GAV kaum klare Mehrheiten zu finden sind. Polare Gegensätze finden sich (Beispiele): Die GAV sei zu politisch, anderen ist sie zu unpolitisch, manche sprechen sich gegen Symposien, andere für mehr Symposien aus. Zitat aus der Auswertung der Fragebögen: „Einfach wird das nicht werden.“

Ebenfalls 1989 beginnt die Regionalisierung der GAV mit der Wahl von Regionalvertretern in der Generalversammlung in Wien. Bereits zwei Jahre später sind aktionsfähige und über die Grenzen hinaus aktive Regionalgruppen entstanden, die Zahl der Veranstaltungen steigt rasch an.

1990   
Die GAV organisiert in Wien 20 Veranstaltungen, dazu kommen gegen 40 in den Bundesländern. Der Vorstand wird auf 10 Mitglieder verkleinert, gleichzeitig um die Regionaldelegierten inklusive Südtirol und Auslandsösterreicher auf 20 erweitert.

1991   
Für Vorstandsmitglieder wird ein Rotationsprinzip eingeführt, wonach die Delegierten nach vier Jahren für zwei Jahre pausieren müssen. Die Quotenregelung wird mit großer Mehrheit bestätigt. Das Rotationsprinzip wird 1998 wieder gestrichen.

1992   
Eine Namensänderung der Grazer Autorenversammlung (Erweiterung um Autorinnen) wird abgelehnt.

1994
Eine Vorstandstagung bringt den Befund: Die GAV habe sich nach der Auslagerung der berufspolitischen Fragen, die von der IG Autorinnen Autoren auf breiterer Basis behandelt und zu Umsetzungsversuchen in der Realpolitik gebracht werden können, verstärkt auf Veranstaltungstätigkeit konzentriert. Dabei gehe die Zahl der Symposien mit inhaltlicher Diskussion zugunsten von Einzelauftritten zurück.

1995   
470 Mitglieder. Alleine im November und Dezember finden 19 Veranstaltungen statt. Das Exekutivkomitee wird in „Beschlußkomitee“ umbenannt. Die Zahl der Protestschreiben geht stark zurück, was damit zusammenhängt, dass vor allem in kulturpolitischen und sozialen Fragen in Zusammenarbeit mit der IGÖA, also über die „mächtigere“ Plattform protestiert wird.

Die Frankfurter Buchmesse 1995 mit dem Schwerpunkt Österreich bringt für die GAV unter anderem eine Lesungsveranstaltung mit Gründungsmitgliedern, die als „Höhepunkt und Abschluss der Literaturreihe im Literaturhaus“ angekündigt wird.

2000   
Die Homepage der GAV wird eingerichtet. Die Zahl der Veranstaltungen steigt auf zirka siebzig.

2007   
Der schon länger verwendete, neue Name der GAV wird bei der Vereinspolizei angezeigt und findet sich seit 31.1.2007 in den amtlichen Unterlagen mit „Grazer Autorinnen Autorenversammlung“ fixiert.

2008   
Jubiläumsveranstaltung anlässlich 35 Jahre GAV in Graz. Abendveranstaltung mit einer Abfolge von in alphabetischer Reihenfolge Auftretenden. Für fast jeden Anfangsbuchstaben kommen eine Kollegin, ein Kollege für eine Kurzlesung auf die Bühne. Deutlich erkennbar die nach wie vor basisdemokratische Ausrichtung des Vereins.

2010   
Der „kulturpolitische Arbeitskreis“ wieder aufgenommen.