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Werner Kofler

Biographie

geboren: 23.07.1947 in: Villach verstorben: 08.12.2011
 

Abschied von Werner Kofler
Wir haben vermutlich den scharfzüngigsten Kritiker der politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Verhältnisse verloren, den es in Österreich in den letzten Jahrzehnten gab, unberechenbar in seiner Themenwahl, beißend in seinem Spott, direkt auf seine Ziele zu in seinen Äußerungen. Seine präzisen, häufig wenige Zeilen und Seiten umfassenden Texte, seine aufs Äußerste verknappten Formulierungen waren stets entwaffnend, sie machten Entgegnungen unmöglich. Man konnte sich ihnen nur stellen oder meinen, sie nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen. Wer klug genug war, konnte es auch als Ehre auffassen, daß sich Werner Kofler mit einem auseinander setzte. Mit Vorliebe zerlegte er das mit bedeutungsschwangerem Ernst Vorgebrachte solange in seine Einzelbestandteile bis nichts mehr als ein lächerliches Häufchen Bedeutungslosigkeit von ihm überblieb. Derselbe Werner Kofler, den man in persönlichen Begegnungen als eher trocken bis zurückhaltend erlebte. Die IG Autorinnen Autoren trauert um einen ihr viele Jahre verbundenen Autor, in dem sie bei aller Einzigartigkeit einen stets mit den Anliegen aller Autoren übereinstimmenden Autorenkollegen gehabt hat.
Gerhard Ruiss
IG Autorinnen Autoren
Wien, 8.12.2011

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Werner Kofler war der Sohn eines Kaufmanns. Eine Ausbildung zum Lehrer an der Lehrerbildungsanstalt in Klagenfurt brach er nach vier Jahren ab und ging auf Reisen. Anschließend übte er verschiedene Tätigkeiten aus. Ab 1963 war er literarisch tätig; seit 1968 lebte er als Schriftsteller in seiner Wahlheimat Wien, mischte sich aber weiterhin in die politischen Geschehnisse in Kärnten ein.[1]

Kofler verlegte sich nach frühen ausgesprochen poetischen Werken in der Hauptsache auf Prosawerke, in denen er die Techniken der Collage und Montage als Mittel der Sprach- und Gesellschaftskritik einsetzte. Der Autor war nicht zuletzt wegen seiner an Thomas Bernhard erinnernden Beschimpfungen bekannt, die sich häufig gegen den von Kofler vehement abgelehnten Realismus österreichischer Schriftstellerkollegen richteten.

Kofler war Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der IG Autorinnen Autoren.

Sein Grab befindet sich am Wiener Zentralfriedhof.


 

Publikationen

 

  • Analo, Wien u. a. 1973 (zusammen mit Friedrich Aigner)
  • Örtliche Verhältnisse, Berlin 1973
  • Guggile, Berlin 1975
  • Ida H., Berlin 1978
  • Aus der Wildnis, Berlin 1980
  • Konkurrenz, Wien u. a. 1984
  • Amok und Harmonie, Berlin 1985
  • Am Schreibtisch, Reinbek bei Hamburg 1988
  • Hotel Mordschein, Reinbek bei Hamburg 1989
  • Der Hirt auf dem Felsen, Reinbek bei Hamburg 1991
  • Herbst, Freiheit, Reinbek bei Hamburg 1994
  • Wie ich Roberto Cazzola in Triest plötzlich und grundlos drei Ohrfeigen versetzte, Wien 1994
  • Dopo Bernhard, Köln 1996
  • Üble Nachrede. Furcht und Unruhe, Reinbek bei Hamburg 1997
  • Manker, Wien u. a. 1999. Über Paulus Manker
  • Blöde Kaffern, dunkler Erdteil, Wien 1999 (zusammen mit Antonio Fian)
  • Zerstörung der Schneiderpuppe, Köln 1999
  • Mutmaßungen über die Königin der Nacht, Klagenfurt 2000
  • Tanzcafé Treblinka, Wien u. a. 2001
  • Kalte Herberge, Wien u. a. 2004
  • In meinem Gefängnis bin ich selbst der Direktor. Lesebuch, Klagenfurt 2007
  • Zu spät - Tiefland, Obsession. Prosa, Wien 2010