MITGLIEDER

Text von:
Hermann J. Hendrich

Ich habe eine art schachtel

Ich habe eine art schachtel, die nach vorne zu offen ist, im bauch, auch andere menschen, seien es frauen oder männer, besitzen solche schachteln. sie dienen dazu, ein es aufzunehmen, eine art objekt, das aus einer kugel oder anderen formen in kräftigen farben besteht. Ich weiss, das dieses es eine entität ist, die als wesen voll ausgebildet ist. Es muss nur noch der übergang in ein neugeborenes stattfinden. es freut mich, dass nun auch männer kinder haben können.

31.8.2000 hamethof

Lotte und ich, samt einer kleinen anzahl anderer menschen, die wir aber gut kennen, befinden uns im obersten, ganz leeren geschoss eines grösseren baues. wir haben das geheimnis erraten. es wird uns von unten mitgeteilt (via lautsprecher), dass wir nun leider einen teil unseres gedächtnisses gelöscht bekommen. aus der stiege, die in unserem stockwerk endet, steigt ein roboter, der menschengross ist und auch menschenähnlich aussieht, nur die hals- und kopfseite sind sehr flach, sodass man nur das profil gut erkennt. die haut ist wie helles wachs. der roboter bewegt sich ganz langsam durch den raum auf eine kleine gruppe zu. ich beobachte gespannt, was passiert. der roboter nähert sich einer frau, und lässt sie an der wand auf einer bank aufstellen. dann streicht er über sie hinweg. wir rufen nach einem weiblichen roboter. nach kurzer wartezeit erscheint ein zweiter roboter, der sonst dem ersten ähnlich ist, und ebenso langsam schreitet, der aber statt des kahlen kopfähnlichen gebildes eine art dicken kamm in dunkelbraun trägt. die züge im profil sind auch eher weiblich, denke ich. der männliche roboter ist nun bei uns angelangt, Lotte und ich liegen am boden und halten einander an den händen. der roboter spannt eine art zelt über uns auf. dann setzt er irgendeine maschine ausserhalb ein. Ich merke eine art ziehen im kopf, nichts besonderes. ich stelle fest, dass ich nichts vergessen habe, dasss ich das geheimnis noch genausogut kenne, wie vorher. Ich denke, ich sollte darüber schweigen und ein eher belämmertes gesicht aufsetzen.

5.10.1999 rathausstrasse

Ich liege mit einer frau am schrägen abhang unter der wohnküche am hamethof nachts. wir halten einander umschlungen. im aufsehen sehe ich, wie aus dem eck der mauer (das flugdach ist nicht mehr da) wie mit einer art roboterleiter ein paket von vier scheinwerfern in die höhe und in unsere richtung geschoben wird. dann gleissen die scheinwerfer auf, wir setzen uns auf. aus der küchentür tritt ein herr im dunklen businessanzug und fragt streng, was wir denn hier machen würden. Ich sage, mir gehört der hof, und ich würder eher gerne wissen, was dies alles bedeuten soll. der herr informiert mich höflich, dass eine fima einen grossen anteil am hamethof gekauft hätte, und dass er sehr wohl berechtigt sei, hier zu sein. es ist tag geworden, der herr und ich begehen den hof, der nun riesig gross ist und mit vielen kleinen bächen beronnen wird. wir besprechen in ruhe, wie wir das abwasserproblem gemeinsam lösen werden, da ich meine mitwirkung anbiete.

29.11. 1998 graz

es ist der zweite weltkrieg. ich bin als helfer eingeteilt, bei einem treffen von verwundeten soldaten und solchen, die aus dem lazarett kommen und nach hause entlassen werden sollen, getränke und dergleichen aufzutragen. es sind lange tisch- und bankreihen aufgestellt, wie bei einem heurigen, aber im freien. die verwundeten haben schon platz genommen. Ich sehe erst jetzt deutlich, dass alle irgendwelche würste, speck oder geräucherte grosse stücke um die schulter, kopf oder arme gelegt haben. am äussersten tisch sind die besonders schwer verwundeten hingesetzt worden. um ihre grauenvollen verletzungen zu verbergen hat man ihre oberkörper und (noch vorhandene?) köpfe ganz mit wurst- und fleischbergen zugedeckt. die führerstimme quäkt dazu aus einem lautsprecher

5.1.1998 rathausstrasse