MITGLIEDER

Text von:
Annett Krendlesberger

Fragmentarisches aus dem Berufsleben

Es ist ja nicht so, dass es irgendetwas hieße, Pauls Stehen vor dem neuen Wagen und sein Draufspucken aufs Taschentuch, und das Reiben und Rubbeln an der schwarzgelackten Fahrertür. Das Fleckwegwischen an der Felge hinten rechts, silbergrau. Seine Kunden würden schön schauen, führe er sie im 2CV spazieren. So eine Unternehmensberatung besteht ja nicht nur aus Daherreden, möglichst gescheitem, oder aus dem Zählen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, oder aus dem genauen Festhalten und Auflisten der Arbeitsschritte und Arbeitsabläufe im Betrieb sowie anschließendem Streichen und Wegkürzen dieser, bis zum einen oder anderen Menschen hin, oder besser gleich der ganzen Abteilung. In erster Linie kommt’s aufs Vertrauen an. Auf Fachkompetenz. Nicht zuletzt aber auf die glaubwürdige Vermittlung der hinter dem Ganzen stehenden Idee. Kann sich doch jeder einzelne der da Weggekürzten oder Weggestrichenen rühmen, im Grunde zur Rettung “seines” Unternehmens vor dem sicheren Untergang beigetragen zu haben. Es ist ja nicht so, dass ein Berater Vergnügen daran fände, den Rotstift anzusetzen, und gleich den Huber und Meier, und wie sie alle heißen mögen, mit auf die Straße dazu. Dass er bei der Abschlusspräsentation dem Kunden das Zerkleinern oder Zerlegen seines Betriebes einfach so, nach Gefühl, also mehr oder weniger aus dem Bauch raus vorschlüge, die fassungslosen grauen Köpfe der Führungsriege im Genick. Nicht, dass das dick, doppelt und dreifach Markierte da unterm Strich eine andre Bedeutung hätte als die der Gesundschrumpfung, einer unbedingten. Meine Arbeit als Assistentin sieht vor, dem Vorgesetzten möglichst umfassend zur Seite zu stehen, und Paul, wenn nötig, sogar zu begleiten. Auf seinen Dienstreisen und bei all seinen sonstigen Unternehmungen. Stets im Hintergrund. Und leise.