MITGLIEDER

Text von:
Traude Veran

Seno moja - Mein Schatten (Gedicht von Lazar Bulov, übersetzt von Traude Veran)


Meine geblähten Segel -
zerrissen im Sturm,
der aufrechte Mast -
vom Orkan gefällt.
Schwarze Vögel
künden den Schmerz des Tieflands.

Auf dem Wind, mein Schatten,
reit über Regenbogenhimmel,
kose die Mädchenbrust,
Feldblumen streu
auf der Ahnen Gräber
zu den flackernden Kerzen.

Breit baute ich Wege -
sie versanken,
und das Schwert, meinen Knotenspalter,
schmiedete ich mir zur Fessel.
Durchströmt"s mich?
Ach, Gift in den Adern!
Schwarze Vögel
künden den Schmerz des Tieflands.

Auf dem Wind, mein Schatten,
reit ins unendliche Rund,
Ackerduft breit" und Goldweizen
auf den Sehnsuchtsaltar, die Wunden
zu kühln, eh der Hauch sich legt.

Ungeliebt blieb ich
und liebt" doch mit Leib und Seele,
ungeküsst
und küsste mit Augen und Lippen.
Vorbei zogen andre, hielten mich,
den Verdammten, für glücklich.
Schwarze Vögel
künden den Schmerz des Tieflands.

Auf dem Wind, mein Schatten,
wirf dich ins Rauschen der Pappel,
breit" es, wo Ohren waren,
greif dir Morgentauperlen,
breit" sie, wo Augen waren,
ein Stück Tieflanderde
streu hin, wo ein Herz war.
Mädchengeflüster
lässt die Tränen strömen, die verhaltnen.
Mag sein, der Goldweizen keimt.
So wird der Seele
die Last der Vergessenheit leichter.

Auf den Wind, mein Schatten,
schwing dich frei und allein,
lass schwarze Vögel
künden den Schmerz des Tieflands.

Quelle: Lazar Bulov (Serbien) Übersetzung von Traude Veran