MITGLIEDER

Text von:
Harald Pesata

An den Farben herbeigezogen

Hätt' heute zwischen drei und sieben
beinah' ein Gedicht geschrieben,
das von bunten Farben handelt,
die, wie von Zauberhand verwandelt,
ganz anders färben als sie heißen:
die Wände schwärzen und nicht weißen,
die, wenn sie auch Entsetzen böten,
die Lippen grünen und nicht röten,
die Locken einer schönen Holden
zergrauen, anstatt einzugolden,
die – was bestimmt so niemand wollte –
bräunen, was doch blau sein sollte ...
Hab' das Gedicht dann nicht verfasst,
die Farben sind im Kopf verblasst,
hab' mich beim Gleichklang grob vermessen
und schlichtweg auf den Reim vergessen,
hab' sozusagen ungeniert
das Versmaß völlig ignoriert –
so wurde zwar aus Lila Rosa,
doch mein Gedicht war nur mehr Prosa.