Literaturmuseum
							
Kein Literaturmuseum auf unsere Kosten
 
Die  Einrichtung eines Literaturmuseums im Grillparzerhaus, die   umfangreiche  Umbauarbeiten in der Höhe von 2,64 Millionen Euro aus dem    Kulturministerium und 2,8 Millionen Euro aus dem  Wirtschaftsministerium   erfordert, und zu dessen Betrieb die aus dem  Kulturministerium kommend    e Basisfinanzierung der für das  Literaturmuseum zuständigen   Österreichischen Nationalbibliothek um  850.000 Euro im Jahr aufgestockt   werden soll, scheint uns angesichts  der prekären Bedingungen, unter   denen die meisten österreichischen  Autorinnen und Autoren arbeiten und   leben sowie den angekündigten  Vorhaben des Literaturmuseums, obszön. 
 
 
In  Betrieb gehen soll das Literaturmuseum 2015, ein besonderer   Schwerpunkt  bei seinen der Gegenwart gewidmeten Programmen soll laut   Ankündigung  sein: „Wie leb(t)en die Autoren?“ – und damit auf der   Sozialgeschichte  der Autoren liegen: „Wie leben AutorInnen? Welche   ihrer Werke werden in  den Kanon aufgenommen, welche fallen heraus? Wie   funktioniert der  Literaturbetrieb?“
 
Das literarische Leben in  Österreich lebt und pulsiert, ein   Literaturmuseum, das öffentliche  Kultur- und Literaturförderungsgelder   an sich bindet, nimmt dem  Bestehenden und Entstehenden Möglichkeiten   und gibt sie ihm bestenfalls  auf Umwegen wieder zurück, aber eher erst   nach dem Tod von Autorinnen  und Autoren als noch zu deren Lebzeiten. 
 
Da in  Wien bereits mehrere namhafte Orte zur Präsentation von   Literatur  bestehen, stellt sich die Frage, ob die Finanzierung der    Errichtungskosten und des laufenden geplanten Betriebs des Museums nicht    größtenteils durch die Minimierung des Budgets, das diesen seit  vielen   Jahren tätigen Literaturveranstaltungsorten zugedacht ist,  ermöglicht   wird.
 
• Es muß gewährleistet sein, daß für die  Finanzierung des   geplanten Literaturmuseums keine Mittel aus dem    Literaturförderungsbudget herangezogen werden.
• Es kann nicht  sein, daß produzierende Autor/inn/en dadurch noch   geringere Förderungen  erhalten oder deshalb keine weiteren   Literaturförderungsgelder  beschafft werden können, weil sie für den   Betrieb des Literaturmuseums  benötigt werden.
• Es kann nicht sein, daß von Autor/inn/en  keine Erwerbungen mehr   vorgenommen werden können, weil sich die Mittel  in der Errichtung und   Verwaltung eines
Literaturmuseums erschöpfen.
•  Es kann nicht sein, daß dadurch andere Literaturveranstalter   weniger  Subventionen bekommen und für sie keine Teuerungsabgeltungen   möglich  sind.
 
Wir sprechen uns mit allem Nachdruck  gegen eine Finanzierung des   Literaturmuseums auf Kosten von Autorinnen  und Autoren und von anderen,   gegenwärtigen und zukünftigen  Literaturprojekten aus!
 
Wir fordern erneut,  Autorinnen und Autoren und ihre Projekte und   Einrichtungen endlich in  einem dem Bedarf entsprechenden Ausmaß zu   unterstützen!
 
Grazer Autorinnen Autorenversammlung, Wien
BOeS – Berufsverband österreichischer SchreibpädagogInnen, Wien
IG Autorinnen Autoren, Wien 
IG Übersetzerinnen Übersetzer, Wien ...